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Kulturdiplomatie mit Aphrodite

Zypern-Saal in Berlin wiedereröffnet
Autor:
Ewald König
/
November 22, 2024
June 24, 2024
Die Kulturministerinnen von Deutschland und Zypern, Claudia Roth (l.) und Vasiliki Kassianidou (r.), im Zypern-Saal, hinter ihnen der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Matthias Wemhoff (Foto: diplo.news/König)

Für Zypern ist 2024 ein starkes Jahr – mit einem schmerzhaften Jahrestag (Türkische Invasion und Teilung des Landes vor 50 Jahren) und einem erfreulichen Jubiläum (Beitritt zur EU vor 20 Jahren). Doch die Wiedereröffnung des Zypern-Saals in Berlin stellt beide Anlässe in den Schatten.

Was sind 50, was sind 20 Jahre im Vergleich zu ein paar Jahrtausenden? Die Insel im östlichen Mittelmeer ist seit Zehntausenden von Jahren besiedelt. In der Mitte des dritten Jahrtausends v. Chr. nahm Zypern einen festen Platz in der europäischen Vorgeschichte ein, in der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. begann seine kulturelle Blütezeit.

Diese Zeit lässt sich in Berlin nachempfinden. Vor wenigen Tagen wurde der Zypern-Saal im Neuen Museum auf der Museumsinsel feierlich eröffnet. Es handelt sich um die größte und wichtigste Sammlung zypriotischer Altertümer außerhalb Zyperns.

Wichtig genug, um zwei Kulturministerinnen die Eröffnung zu überlassen. Die zypriotische Kulturminister Vasiliki Kassianidou und ihre deutsche Amtskollegin Claudia Roth hielten die Eröffnungsreden.

Roth zeigte sich berührt, „wie uns Objekte aus einer längst vergangenen Welt so nahe sein können“, und fasziniert vom multikulturellen Charakter der vielfältigen Einflüsse aus allen Ländern, mit denen Zypern wegen seiner Lage an drei Kontinenten intensive Verbindungen gehabt habe. Sie lobte zudem die äußerst enge Zusammenarbeit zwischen Zypern und Deutschland auf kultureller Ebene. „Der Zypern-Saal ermöglicht uns eine Zeitreise zurück bis ins Jahr 2500 vor Christus – und lässt eine längst vergangene Welt wiederauferstehen.“

Da die Ministerin Vasiliki Kassianidou selbst Archäologin ist, konnte sie ihre Begeisterung nicht verbergen. Hier bekomme man einen Einblick in die zypriotische Archäologie und antike Kultur und erfahre mehr über die Insel und ihre jahrtausendealte Geschichte.

Mehr als tausend Exponate erzählen davon. Eines der Highlights der Sammlung ist die Statue der Aphrodite mit einer Taube aus Dali. Zypern gilt als Geburtsort der schönen Göttin. Sehenswert ist auch eine „Saugschale“, eine Art Vorläufer von Trinkhalmen. Das antike Strohhalmprinzip entstand auf Zypern zu Beginn des 1. Jahrtausends v.Chr.

Nachdem Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung, Anton Gass, Kurator der Sammlung Zypern, und Stephan Schmid, Professor für Klassische Archäologie an der Humboldt-Universität, schwungvoll ins Thema eingeführt hatten, sprach die zypriotische Botschafterin zu Berlin, Maria Papakyriakou, ihren Dank aus, und zwar in tadellosem Deutsch. „Ich kann nicht genug betonen, wie dankbar, erfreut und bewegt ich für die Veranstaltung bin.“ Die Veranstaltung sei ihr und ihren Mitarbeitern der relativ kleinen Botschaft ein Herzensanliegen gewesen. Die Sammlung solle dazu beitragen, sich mehr mit Zypern anzufreunden.

Zur Teilung der Insel infolge der türkischen Invasion im Jahr 1974 – mehr als ein Drittel des Territoriums ist seither besetzt – sagte die Botschafterin: „Wir haben die Pflicht, unseren Kindern eine wiedervereinigte Heimat zu hinterlassen.“

Zahlreiche Botschafter wohnten dem Ereignis bei, das vom „HXOS Chor Berlin“ unter Leitung von Stelios Chatziktoris mit zypriotischen und griechischen Gesängen in der unvergleichlichen Akustik des Neuen Museums umrahmt wurde.