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Der Tschingdarassabum-Präsident

Von wegen Friedensstifter! Trumps Außenpolitik ist planlos und von Launen getrieben
April 16, 2025
April 16, 2025

Von Michael Backfisch

Russlands Präsident Wladimir Putin begrüßt Trumps Abgesandten Steve Witkoff in St. Petersburg (Quelle: en.kremlin.ru)

Donald Trumps Ankündigungen sind laut, schrill und oft mit Superlativen unterlegt. „Ich bin der Größte und Beste in der Geschichte der Vereinigten Staaten“, lautet seine Botschaft. Er ist ein Tschingderassabum-Präsident. Das Problem: Trumps überschwängliches Selbstlob hat nichts mit der Realität zu tun.

Das trifft insbesondere auf die Außenpolitik zu. Noch im Wahlkampf hatte Trump hinausposaunt, den Ukraine-Krieg „innerhalb von 24 Stunden“ zu befrieden. Bei seiner Rede zum Amtsantritt am 20. Januar legte er nach. „Mein stolzestes Vermächtnis wird das eines Friedensstifters und Einigers sein“, tönte er.

Trump hat sich mit seiner angekündigten 24-Stunden-Lösung selbst unter Druck gesetzt. Da er merkt, dass er nicht liefern kann, sucht er die Schuld bei anderen. Am Montag warf er dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj fälschlicherweise vor, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine angefangen zu haben. „Man beginnt keinen Krieg gegen jemanden, der zwanzigmal so groß ist wie man selbst, und hofft dann, dass die Leute einem Raketen geben“, behauptete er.

Selbst der brutale russische Raketenangriff auf die nordostukrainische Stadt Sumy am Sonntag lockte Trump nicht aus der Reserve. Er bezeichnete die Attacke mit mehr als 30 Toten als „schreckliche Sache“ – eine pflichtschuldige Verurteilung ohne Konsequenzen. Der Präsident verfügt über keine strategische Matrix, er durchschaut Kremlchef Wladimir Putin nicht. Im Grunde genommen hat er die Brille des New Yorker Immobilienmoguls nie abgelegt: Politik ist für ihn Geschäft. Gut ist, wo der wirtschaftliche Vorteil winkt – egal ob in der Ukraine oder bei den Annexionsplänen mit Blick auf Kanada, Grönland oder das potenzielle Hotelparadies Gazastreifen.

Trump drängt auf einen schnellen Deal, um seine wahren Interessen zu verfolgen. In der Ukraine will er sich die Waffenlieferungen mit dem Zugriff auf kostbare Rohstoffe wie Seltene Erden bezahlen lassen. Amerikanische Unternehmen sollen bei Abbau und Weiterverarbeitung der Metalle, die für die Chip-Produktion und die Militärtechnik wichtig sind, profitieren.

Gegenüber Moskau geht es Trump um eine Neuordnung der angespannten bilateralen Beziehungen. Auch hier steht der riesige Markt des Rohstoff-Giganten Russland im Vordergrund. Die Aussichten auf das große Geschäft vernebeln dem Präsidenten den Blick. Trumps Sondergesandter Steve Witkoff, ein Immobilienmagnat ohne jegliche politische Erfahrung, wurde bislang dreimal von Putin empfangen. Nach seinem letzten Treffen am Freitag bescheinigte er dem Kremlchef die Bereitschaft zu einem „dauerhaften Frieden“. Angeblich hat Witkoff vorgeschlagen, Russland die „Besitzrechte“ über die vier annektierten ukrainischen Gebiete Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhanskzu übertragen. Trumps Friedensinitiative preist sukzessive Gebietsverluste für die Ukraine ein, um einen Deal der Großmächte zu besiegeln.

Auch im Gaza-Krieg hat Trump bislang nichts erreicht. Israel bombardiert die palästinensische Bevölkerung pausenlos, ohne Rücksicht auf zivile Opfer. Im Atomstreit mit dem Iran strebt Trump offenbar ein Abkommen um jeden Preis an. Erst droht er dem Mullah-Regime mit Bombardierung, dann setzt er auf Gespräche. Angesichts seiner bisherigen außenpolitischen Erfolglosigkeit will der Präsident ein Papier präsentieren, bei dem er sagen kann: „Schaut her, ich habe Teheran vom Bau einer Kernwaffe abgehalten.“ Genau dieses Ziel lag dem internationale Nuklearvertrag von 2015 zugrunde, den Trump 2018 gekündigt hatte. Seine Politik ist von Launen getrieben. Sie wirkt plan- und ideenlos.