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Endlich zurück Unter den Linden: die neue Botschaft der Republik Polen

Einzigartige Führung durch den Neubau mit den Warschauer Architekten
April 9, 2025
March 15, 2025

Von Steffi Bliedung, Berlin

Nüchterne Fassade, faszinierendes Innenleben: Die polnischen Architekten erläutern ihre Botschaft (Foto: Marcin Sadowski, JEMS)

Rechtzeitig zum Beginn seiner EU-Ratspräsidentschaft eröffnete Polen seine neue Botschaft in Berlin. Ein repräsentativer, eleganter Neubau, der das alte Gebäude aus DDR-Zeiten an derselben Stelle ablöst. An exponiertem Platz, umgeben von anderen wichtigen Botschaften wie der der Russischen Föderation gegenüber, der ungarischen Botschaft nebenan, und einen Steinwurf entfernt von den Vertretungen der USA und Frankreichs am Pariser Platz und des Vereinigten Königreichs neben dem Hotel Adlon. Es ist ein repräsentatives Statement Polens, das dem Prachtboulevard Unter den Linden gerecht wird.

Als der Geschäftsträger a.i. Polens in Deutschland, Jan Tombiński, Architektur- und Diplomatieinteressierte zur Präsentation des Neubaus lud, standen ihm die Warschauer Architekten Marcin Sadowski und Izabela Leple-Migdalska (Architektenbüro JEMS) zur Seite. Eine gute Gelegenheit, mit den Schöpfern des Bauwerks persönlich ins Gespräch zu kommen.

Die Planungsgeschichte zog sich über 25 Jahre hin. Die ortsüblichen Vorgaben und viele spezielle Anforderungen („Baugestaltungsverordnung Historisches Zentrum“) galt es zu beachten. „Das bedeutete für uns, ein Gebäude zu kreieren, das sich deutlich in das Berliner Stadtbild einfügt und gleichzeitig eine starke eigene Identität besitzt“, erklärte Sadowski. 

So entstand nach dem mehrmals verschobenen Abriss des Vorgängerbaus aus der DDR in den Jahren 2020 bis 2024 ein großzügiger Neubau mit fünf Stockwerken und einer Tiefgarage. Das Bauwerk beherbergt sowohl die Botschaft als auch das Konsulat sowie Räume für Konferenzen und Kulturveranstaltungen. Die Eventflächen im Erdgeschoss sind extrem wandlungsfähig konzipiert. Das Foyer erstreckt sich über zwei Stockwerke und bietet bis zu 800 Personen Platz. Die versetzbaren Zwischenwände schaffen Räume unterschiedlicher Größe, sodass sie mit mehreren Events parallel bespielt werden können. Als einer der ersten Veranstalter nutzten  diplo.news und das korrespondenten.cafe die Fläche und luden – exakt am dritten Jahrestag des russischen Einmarsches in der Ukraine – zu einer Podiumsdiskussion mit den Botschaftern Polens und der Ukraine. Rund 140 Teilnehmer folgten der Einladung.

Aus einem der Innenhöfe wachsen die zwei Fahnenstangen, eine für Polen, eine für Europa (Foto: Bliedung)

Das Gebäude hat eine Gesamtnutzfläche von 12 000 Quadratmetern. Die Fassade wirkt ziemlich nüchtern, das Innere umwerfend großzügig und lichtdurchflutet. Die Architekten schufen mehrere Innenhöfe, die mit jahreszeitlich angepasster Bepflanzung etwas Natur in die diplomatische Umwelt einbringen. Die Holzverkleidung an den Wänden und in den Treppenhäusern verleihen dem Ort eine gewisse Würde. In einem der Innenhöfe stehen zwei Fahnenmasten, die das Gebäude sogar überragen: Platz für die polnische und die Europaflagge. 

Im obersten Stockwerk findet sich eine Wohnung für den Botschafter. Sie ersetzt nicht die Residenz, sondern steht dem Missionschef zur Verfügung, wenn er einmal eine Übernachtungsmöglichkeit braucht.

Nach Einbruch der Dunkelheit erweckt die raffinierte Beleuchtung das Gebäude zum Leben. Das Licht unterstreicht die räumliche Tektonik der Fassade – ein magisches Spektakel für die Passanten. Die Projektarchitektin Izabela Leple-Migdalska sieht darin die Verwirklichung der Idee des „Lichts in der Architektur“. 

Im Eingangsbereich, in einem der Innenhöfe, steht das denkmalgeschützte, 1966 vom international bekannten Kunstschmied Fritz Kühn geschaffene stählerne Wandbild, das am alten Botschaftsgebäude die Toreinfahrt geschmückt hatte. Später wurde es eingelagert und während der Bauarbeiten vom Sohn des Künstlers, Achim Kühn, glanzvoll restauriert. Die 224 symbolischen Lindenblätter aus Aluminium sind eine Hommage an den Boulevard Unter den Linden. Fritz Kühn war übrigens der erste Kunstschmied, der mit seinen Werken über die Grenzen der DDR hinaus bekannt wurde und dieses Handwerk zu einer anerkannten Kunstrichtung etablierte. 

Das Innere der Botschaft präsentiert sich lichtdurchflutet und großzügig (Foto: JEMS)