Von Louay Ghabra
Es ist ein heikler Balanceakt der Außen- und Wirtschaftspolitik Pakistans, der darauf abzielt, sowohl regionale als auch globale Partnerschaften zu stärken, ohne sich strikt an einen bestimmten Block zu binden. Die strategische Vision des Landes konzentriert sich darauf, Wirtschaftsprojekte voranzutreiben und gleichzeitig enge Beziehungen zu China, dem größten Wirtschaftspartner, aufrechtzuerhalten und trotzdem neue Allianzen mit anderen regionalen und globalen Mächten zu schmieden. Dieser Balanceakt erlaubt es Pakistan, auch in den rasanten geopolitischen Entwicklungen seine Souveränität, seine wirtschaftlichen Interessen und seine Sicherheit zu bewahren.
Auslandsschulden bei China
Trotz seiner Auslandsschulden bei China in Höhe von knapp 69Milliarden US-Dollar sind Pakistans finanzielle Verpflichtungen hauptsächlichan langfristige Infrastrukturinvestitionen gebunden, insbesondere in Verkehrsnetze wie die Karachi-Lahore-Autobahn und den Hafen von Gwadar, die beide für die Anbindung der pakistanischen Wirtschaft mit den Weltmärkten entscheidend sind. Im Energiesektor haben chinesische Investitionen die Entwicklung von Projekten wie das Thar-Kohlekraftwerk, das die Energiesicherheit Pakistans durch die Nutzung der einheimischen Kohlereserven. Außerdem wurde das industrielle Wachstum durch Initiativen wie die Allama Iqbal Industrial City in Faisalabad gefördert. Sie trägt dazu bei, die Textilindustrie - einen der wichtigsten Exportsektoren Pakistans - auszubauen.
Die zweite Phase des chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridors (China-Pakistan Economic Corridor, CPEC) baut auf diese rGrundlage auf und verlagert den Schwerpunkt von der Infrastrukturentwicklung auf starke wirtschaftliche Initiativen. Die industrielle Zusammenarbeit umfasst Projekte wie die Sonderwirtschaftszone Karatschi und die Freihandelszone Gwadar. Diese Projekte sollen die Produktion ankurbeln und die Exporte erhöhen. Außerdem wird die Modernisierung der Landwirtschaft durch Joint Ventures in der Baumwoll- und Weizenproduktion ein wichtiger Aspekt dieser Strategie. In dieser Phase des CPEC liegt der Schwerpunkt auch auf der sozioökonomischen Entwicklung in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Qualifizierung, was insbesondere in traditionell unterentwickelten Regionen zur Verbesserung beiträgt.
Sicherheitsmaßnahmen verstärkt
Um diese ausländischen Investitionen zu sichern, insbesondere aus China, hat Pakistan seine Sicherheitsmaßnahmen verstärkt .12.000 Mitarbeiter wurden zum Schutz der Arbeiter und der Infrastrukturprojekte abgestellt – zum Schutz vor militanten Angriffen oder politischer Instabilität.
Der Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung mit China wurden ebenfalls verstärkt, um sowohl wirtschaftliche als auch strategische Interessen zu schützen. Dieser Sicherheitsrahmen ist entscheidend für den langfristigen Erfolg von CPEC und anderen ausländischen Investitionen und stärkt Pakistans oberstes Ziel, sich als stabiler und zuverlässiger Partner im internationalen Handel zu etablieren.
Diplomatische Reibungen
Diplomatische Herausforderungen gehören zu jeder internationalen Partnerschaft, die Beziehungen zwischen Pakistan und China sind da keine Ausnahme. Die Notwendigkeit, starke Beziehungen zu Peking aufrechtzuerhalten und gleichzeitig mit anderen Weltmächten zusammenzuarbeiten, sorgt natürlich für diplomatische Reibungen. So haben zum Beispiel die engeren Beziehungen Pakistans zu China Besorgnis in Washington ausgelöst, zumal die USA Indien zunehmend als strategisches Gegengewicht zu China im indopazifischen Raum sehen. Dies führte zu Spannungen, da im Westen befürchtet wird, dass Pakistans enge Beziehung zu China sein Engagement in den westlichen Ländern schwächen könnte. Trotz dieser Befürchtungen bleibt klar: Pakistan strebt nach starken Beziehungen sowohl zu China als auch zu den Vereinigten Staaten. Damit will Pakistan sein strategisches Gleichgewicht ausbauen.
Äußerungen von US-Präsident Donald Trump zum Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan ergeben eine weitere Dimension zu Pakistans geopolitischer Bedeutung. Trump hob die strategische Bedeutung von Bagram hervor, bedauerte den Abzug der USA und deutete an, dass China nun Einfluss auf den Stützpunkt ausüben könnte. Er erklärte: „Ich hätte Bagram behalten, weil es direkt neben China liegt.“ Trumps Kommentare unterstreichen den breiteren geopolitischen Wettbewerb in der Region.
Vor diesem Hintergrund stärkt der CPEC die geostrategische Bedeutung des Landes, indem es China einen sicheren Wirtschaftskorridor bietet und den Zugang zu den Weltmächten erleichtert und damit die Abhängigkeit von anfälligen Transitrouten wie zum Beispiel die durch Afghanistan verringert. Dies macht Pakistan zu einem bedeutenden Partner für den globalen Handel und die Sicherheit, was der Skepsis des Westens gegenüber CPEC entgegenwirken dürfte.
Pragmatische Außenpolitik als Trumpf
Mit dem Ausbalancieren seiner Bündnisse in der Region will Pakistan zur Erhaltung von Frieden und Stabilität in Südasien beitragen. Seine diplomatische Strategie ist eine diversifizierte Außenpolitik, um nicht zu sehr von einer einzelnen Macht abhängig zu werden.
Dieser pragmatische Ansatz Islamabads zwischen Großmächten und regionalen Dynamiken ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft. Pakistans strategische Bedeutung in Südasien kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Seine Fähigkeit, mit einer Vielzahl von internationalen Akteuren zusammenzuarbeiten, stärkt seine Rolle als regionale Führungsmacht und dientsogar als Modell für andere Nationen, die vor ähnlichen strategischen Herausforderungen stehen. Die pragmatische Außenpolitik ist Pakistans stärkster Trumpf.