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Extrem einseitige Doku über Südkorea löst Proteststurm aus

Phoenix musste Wiederholung absetzen / Verantwortungslose Verzerrung der Fakten / „ARD und ZDF müssen sich entschuldigen“
March 6, 2025
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Mit dem Dokumentarfilm „Inside Südkorea – Staatskrise im Schatten von China und Nordkorea“ leistete sich die ARD und ZDF (Phoenix) einen veritablen Skandal. Nicht nur in der südkoreanischen Öffentlichkeit, die aus den südkoreanischen Medien davon erfuhr, sondern auch in Deutschland selbst löste die extrem einseitige Dokumentation über das Land heftige Proteste aus. Nach Informationen von diplo.news hatte auch die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) beim Sender protestiert, weil der renommierte Korea-Experte dieses Think Tanks, Dr. Eric Ballbach, mit seinen Stellungnahmen instrumentalisiert wurde. Die Proteste führten dazu, dass eine Wiederholung der Ende Februar 2025 erstmals gezeigten Dokumentation abgesetzt wurden musste. 

Der halbstündige Film der beiden deutschen Filmemacherinnen Yana Kwon und Angela Claren-Moringen ist nach Ansicht von Korea-Beobachtern unfassbar tendenziös. Es kommen fast nur rechtsextreme Sympathisanten des inhaftierten Präsidenten Yoon Suk-Yeol zu Wort, jenes konservativen Präsidenten, der vorübergehend das Kriegsrecht ausgerufen hatte. 

„Dies ist sehr problematisch, da ARD, ZDF und Phoenix zu Recht als Qualitätsfernsehen bekannt sind und deshalb unbedarfte Zuschauer leicht in die Irre geführt werden können“, meint Prof. Dr. Hannes B. Mosler vom Institut für Politikwissenschaft (IfP) und dem Institute of East Asian Studies (IN-EAST) der Universität Duisburg-Essen.

„Vor allem fällt auf, dass fast ausschließlich Yoon-Befürworter zu Wort kommen: Der US-Colonel und Hardliner David Maxwell; der rechtsradikale junge Youtuber Oh Dong-gyun; der für seinen Versuch, Manipulationen der Parlamentswahl 2024 durch statistische Analysen zu beweisen, bekanntgewordene Professor Huh Byeong-gi; der rechtskonservative Verfassungsrechtler Lee Ho-sun und Demonstrierende aus dem rechtsextremen Spektrum.“ Die andere Seite komme nur durch einige Demonstranten und den SWP-Wissenschaftler Eric Ballbach zu Wort. 

„Zum deutlichen Unterschied in der Vielfalt und Länge der O-Töne des Pro-Yoon-Lagers kommt hinzu, dass die Kommentare von Ballbach zwar in der Sache analytisch korrekt sind, aber nicht ausreichend als Gegengewicht gegen die Argumentation der anderen Seite bewertet werden können. Das liegt nicht am SWP-Experten, sondern an der Auswahl und Verwendung der O-Töne durch die Filmemacherinnen“, meinte Mosler zu diplo.news.

Der Koreanist Prof. Dr. Hannes Mosler wird für diplo.news seine Kritik in einem eigenen Beitrag detailliert begründen. 

„German broadcasters ARD and ZDF should apologize to Korea and the Korean people“ – Die deutschen Sendeanstalten ARD und ZDF sollten sich bei Korea und dem koreanischen Volk entschuldigen“: Das verlangten Donnerstag Abend auch zahlreiche koreanische Institutionen und NGOs in einer gemeinsamen Erklärung.

Ewald König