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Nordkorea testet seine Waffen im Ukrainekrieg

Das britische Verteidigungsministerium legte einem UN-Expertengremium einen detaillierten Bericht über den Waffenhandel zwischen Nordkorea und Russland vor
Autor:
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December 4, 2024
June 5, 2024

diplo.news fasst die Analysen von zwei südkoreanischen Wissenschaftlern zusammen: Dr. LEE Seung-hyun, wissenschaftlicher Mitarbeiter am SAND Institute (South Korean and North Korea Development) in Seoul, und Prof. Dr. Minryong LEE von der südkoreanischen Sookmyung Women's University.

  1. Keine nordkoreanischen Kriegspläne: Der Waffenhandel Nordkoreas mit Russland ist ein Indiz dafür, dass sich Nordkorea trotz aller Drohungen nicht auf einen umfassenden Krieg vorbereitet. Denn ein Land, das sich auf einen größeren Konflikt vorbereitet, würde eher ein großes Arsenal selbst anhäufen als es zu exportieren.
  1. Praxistest der nordkoreanischen Waffen: Im Ukraine-Russland-Konflikt testet Nordkorea die Wirksamkeit seiner Waffen. Parallel verschärft es die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel durch Drohungen. Indem Nordkorea die Fähigkeiten seiner Waffen im realen Kampf unter Beweis stellt, will es deren Marktfähigkeit für künftige Exporte verbessern. Damit möchte Nordkorea eine wichtige Einnahmequelle schaffen, die es dringend nötig hat.
  1. Weitergabe von Nukleartechnologie: Das gefährliche Problem, das die internationale Ordnung in ihren Grundfesten erschüttern und Schockwellen auslösen kann, ist die Weitergabe fortschrittlicher Nuklear- und Raketentechnologie durch Russland an Nordkorea.
  1. Entsendung nordkoreanischer Arbeiter nach Russland: Russland plant offenbar, bis zu 500.000 Arbeiter aus Nordkorea zu holen. Dieser russische Bedarf an nordkoreanischen Arbeitern beweist den Arbeitskräftemangel, unter anderem bei den Wiederaufbauprogrammen in den besetzten Ukrainegebieten. 
  1. Studentenvisa für Nordkoreaner: Zur Umgehung der UN-Sanktionen stellt Russland massenweise Touristen- und Studentenvisa für Nordkoreaner aus. Das nährt den Verdacht, dass nordkoreanische Arbeitskräfte unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Russland gelangen. Nordkoreaner, die im Ausland arbeiten, werden wie moderne Sklaven ausgebeutet.
  1. Russlands Fähigkeiten an ihren Grenzen: Was sagt Russlands Annäherung an Pjöngjang aus? Russlands Position im Krieg gegen die Ukraine wird offenbar schwächer. Moskaus Werben um Pjöngjang scheint von nichts anderem als seiner Verzweiflung im Ukraine-Krieg angetrieben zu sein. Wenn das einzige Mittel, mit dem Russland den Krieg aufrechterhalten kann, die Unterstützung eines Regimes ist, das den schärfsten Sanktionen unterliegt, die jemals von den Vereinten Nationen verhängt wurden, sendet dies eine klare Botschaft an die Welt, nämlich dass Russlands Fähigkeiten und Macht tatsächlich an ihre Grenzen stoßen.
  1. Kurzlebiges Bündnis: Das neue Bündnis zwischen Russland und Nordkorea droht zwar schwerwiegende Auswirkungen auf das Weltgeschehen zu haben, dürfte aber nur kurzlebig sein.
  1. Stärkere Isolierung Nordkoreas: Der Waffenhandel zwischen Nordkorea und Russland wird die weltweite Isolierung Nordkoreas und somit die wirtschaftlichen Probleme des Landes verstärken. Obwohl das Regime die probleme wie den „Mühsamen Marsch“, die UN-Sanktionen, die COVID-19-Pandemie und innenpolitische Schwierigkeiten überstanden hat, sind die wirtschaftlichen Probleme nach wie vor drängend. Daher muss sich Nordkorea wirtschaftliche Unterstützung sichern. Dazu dienen die Bündnisse mit Russland und China – einschließlich der Waffengeschäfte mit Russland.
  1. Provokationen befürchtet: Die verschärften UN-Sanktionen und die zunehmende Isolation Nordkoreas könnten unweigerlich zu aggressiven Handlungen führen. Doch die Reden von Machthaber Kim Jong-un zeigen, dass Nordkorea zu vorsichtig ist, um sich auf einen Krieg einzulassen. Selbst mit seinen nuklearen Fähigkeiten ist sich Nordkorea bewusst, dass es die führende Militärmacht der Welt, die USA, als Partner Südkoreas nicht herausfordern kann. Eher wird Nordkorea auf Provokationen wie lokal begrenzte Scharmützel oder Cyber-Attacken zurückgreifen.