Egal wie es der Botschafter aus seinem eigenen Land kennt oder von seinem letzten Auslandsposten: In Berlin erwarten die Gäste, dass sie mit Speis und Trank versorgt werden. Das gilt für Mittagsempfänge genauso wie für Abendempfänge. Sie wollen nicht anschließend ins Restaurant gehen müssen. Allerdings sind die Bewirtungskosten in Berlin relativ gering, verglichen mit Locations in London oder Paris, wo sie locker das Doppelte kosten können. Es heißt sogar, für das, was Berlin leistet, würde man in einer Londoner Location nicht mal die Türe aufmachen.
Ein "Ehrenwein" ist in Berlin nicht üblich. In Frankreich gibt es den Vin d'honneur, in Spanien ist der Vino de honor beliebt, also ein Stehempfang mit Weinverköstigung, aber ohne Speisen, bestenfalls mit Tapas. Nationalfeiertagsempfänge in Deutschland kennen diese Praxis (fast) nicht. Wer beim Empfang dennoch die Kosten für Speisen einsparen möchte, sollte schon in der Einladung anmerken, dass es sich um einen Getränkeempfang mit Salzstangen handle. Dann wissen die Gäste rechtzeitig Bescheid.
Irrtum Nummer eins: Finger Food oder Kanapees müssten doch billiger sein als ein richtiges Buffet. Ganz falsch. Abgesehen davon, dass man in Berlin beim Empfang ein Mittags- oder Abendbuffet erwartet und nicht hungrig heimgehen möchte, ist Finger Food für einen Nationalfeiertag nicht geeignet. Die Herstellung kleiner Tatars oder Pastetchen ist viel aufwändiger als eine Lachspfanne (siehe unten) am Buffet, von der die Gäste auch wirklich satt werden.
Irrtum Nummer zwei: Ein Flying Buffet müsste doch ganz günstig sein. Ebenso ganz falsch. Der hohe Produktionsaufwand für Kleinigkeiten, von denen man gar nicht satt wird, und vor allem die sehr personalintensive Verteilung machen ein Flying Buffet verhältnismäßig teuer. Ein Großaufgebot an Hostessen und Kellnern, deren Tabletts schnell leergeräumt sind, muss ständig leere Schälchen abnehmen und neue nachliefern. Das Essen reicht nie, niemand wird satt, aber alles benötigt viel Zeit.
Hat man die Varianten Fingerfood und Flying Buffet aus Kostengründen ausgeschlossen, erhebt sich die Frage: Welche Buffetspeisen kommen gut an und sich nicht allzu teuer? Profis empfehlen hier den Lachs in der Pfanne. Die Lachspfanne ist einfacher zu produzieren als kleine Tatars oder Pastetchen. Sieht gut aus, schmeckt immer und macht satt. Und ist relativ günstig.
Beim Nationalfeiertagsempfang möchte ein Land gerne seine kulinarischen Spezialitäten vorstellen. Das ist empfehlenswert, damit nicht jeder Empfang die gleiche deutsche Küche anbietet. Allerdings muss die Balance stimmen. Nicht jeder mag Lamm. Es empfiehlt sich eine gute Mischung von deutscher Küche und landestypischen Köstlichkeiten.
Landestypische Speisen sind beim Nationalfeiertag willkommen, aber für die deutsche Hotelköche eine Herausforderung. Sie versuchen, exotische Speisen rezepttreu zu kochen. Besser ist es, mit dem Botschaftskoch, sofern die Botschaft einen hat, einen Probeessen zu vereinbaren. Oder man engagiert einen Koch seines Vertrauens aus einem landestypischen Restaurant, der am Abend entweder mithilft oder wenigstens Tipps gibt.
Bei nichtdeutschen Speisen ist die Versuchung groß, Catering mit authentischen Speisen von außen zu bestellen. In der Regel klappt das nicht: Die meisten Hotels haben kein Interesse, Vollcatering von außen zu akzeptieren und nur die Location zu stellen. Sie erwarten, mindestens fünfzig Prozent der Leistung aus der eigenen Küche beizusteuern. Solche Fälle bedürfen aber intensiver Abstimmung. Sonst passiert es beispielsweise, dass sich Hotelküche und Zulieferer mit dem Fisch Konkurrenz machen. Außerdem ist zu regeln: Wer stellt das Geschirr? Wer bestückt das Buffet nach? Das Hotel oder der Zulieferer?
Der wohl beliebteste Satz auf einem Empfang: „Das Büffet ist eröffnet!“ Dauern die Ansprachen zu lang, werden Gäste unruhig. Manche holen sich schon etwas, bevor das Büffet eröffnet wurde. Professionelle Gäste, die noch zu tun haben, gehen nach zwei Stunden, auch wenn das Büffet noch nicht eröffnet wurde und sie nichts davon anrühren können.
Lange Schlangen am Buffet lassen sich vermeiden. Baut man das Buffet auf großen runden Tischen auf, können die Gäste von allen Seiten ran. Wird das Buffet auf langen Tischen präsentiert, sollten die Gäste von beiden Seiten Zugang haben.
Manche Botschaften bieten beim Nationalfeiertagsempfang keinen Alkohol an. Das haben die Gäste zu akzeptieren. Wenn es keinen Alkohol gibt, gibt es eben keinen Alkohol. Hier lauern Fettnäpfchen und Fauxpas. Auf keinen Fall sollte sich ein Gast von der Hotelbar ein Bier holen und damit wieder in den „trockenen“ Saal gehen.
Die Diplomaten der veranstaltenden Botschaft müssen sich intensiv um das Wohl der Gäste kümmern. Sie zahlen ja das tolle Buffet, haben selbst aber keine Zeit, etwas zu essen. Es würde komisch wirken, wenn die Botschaftsmitarbeiter die Ersten am Buffet wären. Daher bietet ein gutes Hotel an, dass der Botschafter mit seinen Mitarbeitern am Ende der Veranstaltung – wenn sich die Gäste verabschiedet haben und die Bühne abgebaut wird – noch einen frisch gedeckten Tisch bekommt und in Ruhe essen kann.