Die undankbare Rolle als Vermittler zwischen Hamas und Israel lässt Katar seine Bemühungen überdenken. Trotz intensiver Bemühungen gibt es seit langem keine Fortschritte bei den Geiselbefreiungen. Auch der jüngste Vorschlag für Waffenruhe, den Katar und Ägypten ausgearbeitet hatten und der von der Hamas akzeptiert worden war, wurde von Israel abgelehnt.
Seinen Frust äußert Katar erstmals öffentlich. Dr. Majed Al-Ansari, Berater des katarischen Premierministers und Sprecher des Außenministeriums, gab er der israelischen Zeitung Haaretz ein Interview.
Katar beklagt die engstirnige Haltung sowohl auf palästinensischer als auch auf israelischer Seite. Katar habe das Gefühl, von beiden Seiten als Sündenbock missbraucht zu werden. Immer, wenn die Parteien kurz vor einem Abkommen stünden, komme es zur „Sabotage“.
Al-Ansari gibt dafür beiden Seiten die Schuld. Die Verhandlungen seien momentan auf einem Stillstand angelangt. Man habe sich mehr Flexibilität und mehr Engagement auf beiden Seiten erwartet. Katar habe kein Interesse, zur Verlängerung des Konflikts ausgenützt zu werden.
Al-Ansari hatte im vergangenen Oktober im „Black Coffee“, einem Hintergrundgespräch des Think Tanks „Divan Centre“, vor Diplomaten und Journalisten im Berliner Capital Club die Position und das Engagement Katars tiefgehend erläutert und mit vielen Mythen über die Unterstützung der Hamas aufgeräumt.
Die Bemühungen Katars verliefen unter anderem auch in Berlin, sogar im direkten Kontakt zwischen den Botschaften von Katar und Israel. Zudem hatten israelische Angehörige der Geiseln mit dem Botschafter von Katar, Abdullah bin Mohammed Al-Thani, Gespräche.
Der Botschafter hatte im vergangenen Oktober sogar den Nationalfeiertagsempfang Katars in Berlin abgesagt, der im Ritz Carlton hätte stattfinden sollen. Die Absage erfolgte damals noch ohne Begründung, doch schien es klar, dass sie in Zusammenhang mit den intensiven Bemühungen um die Befreiung von Geiseln und um Mediation stand.
Botschafter Al-Thani beendete übrigens nach vier Jahren vor kurzem seinen Berliner Posten und übernahm die Botschaft in London.