Nordkorea bedroht seit Jahrzehnten die Sicherheitsordnung in Nordostasien durch die illegale Entwicklung von Atomwaffen, aktuell aber auch durch die Waffenlieferungen an Russland und die Entsendung von Spezialkräften direkt in den Ukrainekrieg. Das verschärft sowohl die Bedrohung in Europa als auch die Spannungen in Nordostasien. Für die internationale Gemeinschaft gibt es zahlreiche Gründe, Nordkoreas Truppenstationierung und die illegale Kooperation zwischen Nordkorea und Russland unbedingt zu stoppen.
Schon 24. Oktober kritisierte die Europäische Union die Stationierung nordkoreanischer Truppen als Verletzung des Völkerrechts und als feindseligen Akt, der schwerwiegende Folgen haben werde. Am selben Tag sprachen sich auch die Vereinten Nationen gegen zusätzliche militärische Kräfte in der Ukraine aus. Doch die Verwicklung Nordkoreas in den Ukrainekrieg hat sich weiter vertieft.
Bereits Anfang August waren Dutzende von nordkoreanischen Militärs und Offizieren auf dem Schlachtfeld in der Ukraine aufgetaucht. Sie besuchten die KN-23-Raketenabschussbasis, die Nordkorea Russland zur Verfügung gestellt hatte. Zuvor hatten sich Nordkoreas und Russlands Machthaber im Juni in Pjöngjang getroffen, wo sie einen Vertrag über eine strategische Partnerschaft unterzeichneten. Artikel 4 des Vertrages schuf die Grundlage für militärische Unterstützung als Reaktion auf gegenseitige bewaffnete Angriffe.
Nordkorea ließ über seine staatlichen Medien verlauten, dass Kim Jong-un im September an einem Training für spezielle Kriegsführung teilgenommen habe. Es wird vermutet, dass Kim Jong-un eine Inspektion durchführte, als sich Nordkorea ernsthaft auf den Einsatz von Truppen vorbereitete. Denn einen Monat zuvor hatte der ukrainische Angriff auf Kursk auf russischem Gebiet Russland in eine ungünstige Lage gebracht. In seiner Verzweiflung hatte Russland offensichtlich Nordkorea um Truppenunterstützung gebeten. Bis dahin hatte Nordkorea die Invasion Russlands durch Waffen- und Munitionslieferungen unterstützt. Die Entsendung von Truppen und die direkte Kriegsbeteiligung werden starke Auswirkungen haben, nicht nur auf die Sicherheit in Nordostasien.
Der lokale Konflikt, der mit der Invasion in der Ukraine begonnen hat, kann jederzeit zu einem neuen Weltkrieg eskalieren. Denn neben dem Ausbruch des Ukrainekrieges gibt es weiterhin scharfe Konflikte im Nahen Osten sowie gleichzeitig die Sorge vor militärischen Konflikten in Taiwan.
Auf diese Weise sind wir einem Weltkrieg bereits ein paar Schritte näher gekommen. Vor diesem Hintergrund hatte UN-Generalsekretär Antonio Guterres am 3. November betont, dass der nordkoreanische Truppenaufmarsch eine „sehr gefährliche Eskalation“ darstelle und eine Internationalisierung des Konflikts unbedingt zu vermeiden sei.
Die Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland kann eine Konfrontationsstruktur zwischen Nordkorea, China, Russland, Südkorea, den USA und Japan bilden und verfestigen. Dies ist eine von Nordkorea beabsichtigte Strategie. Denn sie kann letztlich zum Vorteil des anfälligen Regimes von Kim Jong-un und des nordkoreanischen Systems wirken.
Die Konfrontation zwischenmden Lagern erhöht den Wert Nordkoreas für China und Russland. Sie ermutigt beide, das Regime und das System weiterhin zu unterstützen. Insbesondere Russlands Unterstützung für Nordkorea wird zu einer engeren Bindung zwischen Nordkorea und Russland führen und die Bemühungen um eine Aufweichung der Sanktionen gegen Nordkorea und eine Denuklearisierung Nordkoreas behindern. Nordkoreas Fortschritte bei der nuklearen Bewaffnung sind letztlich besorgniserregend, weil sie das Regime von Kim Jong-un und das nordkoreanische System zu falschen Entscheidungen und militärischen Provokationen verleiten können.
Deshalb müssen wir Nordkoreas Fehleinschätzungen unterbinden, die multilaterale Zusammenarbeit und die Solidarität mit den Verbündeten stärken und die Auswirkungen der militärischen Stationierung Nordkoreas auf den Krieg verringern.
Die internationale Gemeinschaft muss dringend darauf hinarbeiten, die Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland zu beenden. Die Intervention Nordkoreas wird den Krieg verlängern und somit die Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland vertiefen. Nicht nur aus südkoreanischer Sicht müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Dr. Yong-han Park ist Senior Researcher im Korea Institute for Defense Analyses (KIDA), einem von der südkoreanischen Regierung unterstützten Think Tank in der Hauptstadt Seoul, der sich seit 45 Jahren vor allem mit Verteidigungs- und Sicherheitsanalysen befasst.